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Kleider machen Leute
Das gilt offenbar auch für die Berufskleidung von Medizinern, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Redensart von den "Göttern in Weiß" hat offenbar einen realen Hintergrund. Ein Arzt im weißen Kittel wirkt nicht nur auf andere Menschen kompetent. Auch den Kittelträger selbst wird durch sein Äußeres offenbar positiv beeinflusst, so eine Studie, über die die "Apotheken-Umschau" berichtete. Psychologen an der Northwestern University in Evanston im US-Bundesstaat Illinois ließen Testpersonen Aufgaben lösen, die Konzentration und Reaktionsvermögen erforderten. Eine Gruppe trug einen Arztkittel, die andere Gruppe trug Alltagskleidung mit dem Ergebnis, dass die Teilnehmer im weißen Mantel wesentlich weniger Fehler machten. In weiteren Experimenten trugen alle Probanden einen Laborkittel, der der einen Hälfte als Arztkittel und der zweiten Gruppe als Anstreicherkittel vorgestellt wurde. Die Aufmerksamkeit der ersten Gruppe beim Lösen von Aufgaben war deutlich größer als die der zweiten. Die Forscher um Hajo Adam und Adam Galinsky sprechen bei diesem Phänomen verallgemeinernd von "enclothed cognition" ("angezogener Wahrnehmung"). Sie meinen damit die gleichzeitige Wirkung von zwei Faktoren: nämlich der symbolischen Bedeutung eines Kleidungsstückes und der körperlichen Erfahrung, es zu tragen. Frühere psychologische Studien haben bereits gezeigt, dass Lehrer in formaler Kleidung für intelligenter aber weniger interessant gehalten werden als solche in weniger formaler Kleidung. Ein anderes Experiment hat festgestellt, dass Frauen, die sich besonders aufreizend anziehen, für weniger kompetent gehalten werden. Auch dass ordentlich angezogene Verkäufer größere Erfolge verzeichnen als schlampig angezogene, wurde schon experimentell bestätigt. Von Thomas Mann ist beispielsweise überliefert, dass er seine Romane stets im besten Anzug und mit Fliege um den Hals schrieb. Ich finde, das ist eine Überlegung wert, seiner Garderobe besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
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